Zwei Tage und zwei Termine: Das 1. Halbfinale der NRW Meisterschaft in Wesel am Sonntag und der Wesseling Cup am Samstag – Es wird wieder ein langes Wochenende für die Trainer und Wettkämpfer werden. Und auch das ein oder andere Auto wird am Ende ein paar Kilometer mehr auf dem Tacho haben.

Wesseling-Cup
Am Samstag steht der Wesseling-Cup auf dem Programm. Ein Sichtungsturnier und eine gute Gelegenheit Wettkampfpraxis und wichtige Erfahrung zu sammeln. Mit 6 Wettkämpfern fuhren unsere Trainer Mehmet Hendem und Janek Goman nach Wesseling. Der ein oder andere hofft darauf heute vielleicht seinen ersten Kampf machen zu können. Da es aber keine Meldeliste im Vorfeld gab, wird sich erst nach der Waage entscheiden, ob eine Kampfpaarung zustande kommt.
Am Ende findet zunächst nur Evim einen Gegner, doch da entdeckt Mehmet Hendem zufällig dass der Boxclub aus Eupen mit einem jungen Mädchen angereist ist. Schnell wird Sahika angerufen und kurz darauf erscheint sie mit Ihrem Vater in der Halle und geht spontan über die Waage – es hat sich gelohnt: eine zweite Kampfpaarung kommt für die Faustkämpfer zustande.
Die Zeit für Sahika ist jedoch knapp, denn sie ist direkt für den ersten Kampf eingetragen worden. Evim ist erst im 15ten und damit vorletzten Kampf des Tages dran. Es wird wohl für alle ein langer Samstag werden. Und nein, damit ist kein Shopping gemeint. Zum Glück wird es einige interessante Kämpf in der zwischenzeit zu sehen geben. Aber klar, wenn man sich mental bereits darauf eingestellt hat, selber in den Ring zu klettern, ist es nicht einfach, wenn einem dann nur die Rolle des Zuschauers bleibt.
Für Sahika bleibt kaum Zeit die Haare wie üblich zu Zöpfen zu pflechten.
Doch Sahika ist mit ihren gerade mal 14 Jahren abgeklärt und konzentriert sich voll und ganz auf ihre Aufgabe. Als der Gong die erste Runde frei gibt ist schnell klar wer Chefin im Ring ist. Die Gegnerin versucht ungestüm mit Links Rechts Schlagfolgen druck aufzubauen, doch Sahika ist davon unbeeindruckt. Gezielt setzt sie immer wieder klare Treffer mitten in die ungestümen Angriffe Ihrer Gegnerin. Sahika agiert mit einer für Ihr alter unglaublichen Übersicht und lässt sich auch von gelegentlichen Treffen überhaupt nicht von ihrer Linie abbringen. Sahika hat einfach auf alle Versuche der Gegnerin eine passende Antwort. Und es dauert nicht lange, da wird die junge Belgierin zum ersten mal angezählt.
In Runde zwei änder sich wenig am Kampfverlauf, die Gegnerin marschiert nach vorne und Sahika setzt die Treffer. Geraden aus der Distanz, Haken im Nahkampf. Kurz darauf wird die Gegnerin erneut angezählt, und in der Ecke wird das Handtuch zum Zeichen der Aufgabe gehoben. Ein Blick vom Ringrichter in die Blaue Ecke und Sahika gewinnt durch TKO durch Aufgabe in Runde 2.
Dann heisst es warten. Evim, der seinen ersten Kampf vor wenigen Wochen in Bonn gewonnen hat, darf nun endlich seinen zweiten Kampf machen und alle wünschen Ihm, dass er seine gute Leistung wiederholen kann.
In der ersten Runde läuft es für Evim zunächst nicht so gut. Er wartet relativ lange, und sein Gegner kommt gut in den Kampf. Evim agiert zunächst abwartend und passiv. Der Gegner hat längere Arme und Evim scheint etwas zu brauchen bis er sich zurecht findet.
Zur zweiten Runde kommt er dann wie verwandelt. Präzise geschlagene Führhände und gute Beinarbeit verschaffen Evim einen Vorteil und es gelingt ihm auch an der Führhand seines Gegners vorbei zu kommen um immer wieder klar Punkten zu können. Zusätzlich klappt es nun auch mit den Meid- und Ausweichbewegungen immer besser und es gelingt ihm immer besser den Gegner zu kontrollieren.
Nach zwei Rundne steht es also unentschieden. Die dritte und letzte Runde wird also den Kampf entscheiden. „Du hast die Kondition Evim! Du kannst das!“ – ruft es aus der Kalker Ecke. „Droite Gauche Droite“ – „Rechts – Links – Rechts“ heisst es aus der belgischen Ecke. Doch beide Warten auf die Aktion des Gegners. Evim entschliesst sich zu eröffnen und kämpft eine beherzte dritte Runde. Er lässt sich nicht von der Linie abbringen und am Ende hoffen alle, dass es die Punktrichter auch so gesehen haben wie wir.
Es sind unendlich lange Sekunden – Die Handschuhe werden ausgezogen, noch einmal der Schweiss abgewischt, und dann ruft der Ringrichter beide Boxer zur Urteilsverkündung zu sich. Wieder warten – Wie werden die Punktrichter bewerten? – Dann schallt es durch das Hallenmikrofon: „Sieger mit 2 zu 1: Rote Ecke!“ – Evim gewinnt auch seinen zweiten Kampf!
Sonntag – 1. Halbfinale NRW Meisterschaft
Direkt am Sonntag danach fand das erste Halbfinale der NRW Meisterschaft in Wesel statt. Das bedeutet: „Aufstehen um 7 Uhr!“ – Ja ein wenig verrückt muss man schon sein. Die Eindrücke vom Vortag sind noch garnicht vollständig verarbeitet.
In der Niederrhein Halle herrschte eine tolle Atmosphäre. Während der Kämpfe war nur die Ringbeleuchtung eingeschaltet und der Rest der Halle lag im Dunkeln. Das hatte nicht viel von der Atmosphäre deutscher Turnhallen, in denen die meisten Kämpfe stattfinden.
Marc und Hasan hatten sich durch die Teilnahme an der Mittelrhein-Meisterschaft qualifiziert und nun ging es darum sich fürs Finale zu qualifizieren. Die Trainer Mehmet Aksu und Janek Goman begleiteten die Wettkämpfer nach Wesel.
Marc, amtierender Mittelrhein-Meister im Mittelgewicht, war im dritten Kampf des Tages dran. Machen wir es kurz und beginnen die Geschichte am am Ende. Der Ringrichter hob am Ende verdienterweise die Hand des Gegners. Marc hat wirklich alles versucht und alles gegeben. Der Kampf war hart und Marc hat alles gegeben war drin war. Aber der Tank war leer. Leider ist es das ein oder andere mal nicht optimal in der Vorbereitung gelaufen. Die ein oder andere Pause musste aufgund kleinerer Infekte eingelegt werden und so war klar, dass die Konditionierung nicht optimal war. Aber im Boxen ist es so, dass man immer eine Rest-Chance hat. Bis zur letzten Sekunde kann man im Boxen immer noch gewinnen, auch wenn man nach Punkten hoffnungslos hinten liegt. Dies ist einer der besonderheiten, die Boxen auch so spannend machen. Aber auf diesem Level sind die Chancen zu gewinnen eher gering, wenn man nicht Top in Form ist.
Nach nur einem Kampf dazwischen kam Hasan in den Ring. Hasan hatte bei der Mittelrhein Meisterschaft in Pulheim Silber gewonnen und dürfte nun auch bei den NRW Meisterschaften antreten. Nachdem er zunächst gut in den Kampf gekommen war, überwog jedoch die physische Überlegenheit seines Gegners mit zunehmender Kampfdauer. Der Gegner, fast einen halben Kopf größer und mit viel grösserere Reichweite lag Hasan nicht. Er setzte zwar einzelne Hände, war aber immer weider gezwungen den Kopfhaken seines Gegners auszuweichen. Die Guten Aktionen von Hasan gab es immer weider Punktuell, aber sie wurden weniger. Der Gegner baute mehr und mehr Druck auf und es wurde immer schwerer für Hasan an den langen Armen des physisch überlegenen Gegners vorbei zu kommen. Am Ende verlor Hasan leider nach Punkten.
Es war ein Wochenende, das geprägt war von einem Wechselbad der Gefühle. Wir alle haben uns am Samstag mit und für Sahika und Evim gefreut. Und waren traurig, das Marc und Hasan sich am Sonntag geschlagen geben mussten. Aber auch im Boxen gilt: Nach dem Kampf ist vor dem Kampf. Die Faustkämpfer Köln-Kalk zeichnen sich durch ihr familjähres zugehörigkeitsgefühl aus – und das bedeutet, dass man zusammen gewinnt, und auch zusammen verliert. Sollte man verlieren, dann heisst es: Analyiseren wodran es lag und verbessern. Und dafür sind wir jeden Tag in der Trainingshalle und die Trainer Mehmet Hendem, Mehmet Aksu und Janek Goman sind in Ihrer Freizeit mit den Jungs und Mädchen an fast jedem Wochenende mit den Wettkämpfern in den Turnhallen des Landes unterwegs.
Am 2. Juli steigt bereits das zweite NRW-Halbfinale – und diesmal sind Petr und Onur im Superschwergewicht dabei. Und vielleicht seit Ihr auch live dabei? Wir freuen uns auf euch!
Fotos
Sahika


Evim

Marc

Hasan
