(11.6.2016) „Mit 16 hat man noch Träume“ heisst es in einem alten deutschen Schlager, den wohl von den jüngeren Lesern keiner mehr kennen dürfte. Chrisitan Goman ist mit gerade 16 Jahren viel zu jung um diesen Schlager zu kennen.
Nachdem Christian in der Vorbereitungsphase zur Deutschen Meisterschaft seine letzten 3 Kämpfe in Folge gewonnen hatte, wurde es ab Donnerstag erst: Die Deutsche Meisterschaft U19 in Velbert stand vor der Tür. Bis zur DM sind es 3 Kämpfe – Viertelfinale – Halbfinale – Finale! 3 mal 9min Alles geben. Diese Minuten sind es, für die Christian mit seinem Vater und Trainer Janek in den letzten Monaten so gut wie jeden Tag in der Trainingshalle ist und trainiert. Es sind die Momente wo niemand zuschaut, kein Applaus kommt, Momente des Arbeitens, in denen man immer wieder Korrekturen vornimmt, an Kleinigkeiten arbeitet um wieder einen Schritt besser zu werden. Diese Momente überwiegen im Alltag eines Sportlers. Und die ganze Anstrengung für 9 Minuten im Ring. Wenn das Licht an ist, das Publikum seine Plätze eingenommen hat und der Ringrichter den Kampf freigegeben hat.
Stillstand
Stau! Verdammt! NRW hat zwar die meisten Autobahn-Kilometer in ganz Deutschland – aber auch die meisten Stau-Kilometer auf eben diesen. Janek sitzt hinten und man merkt er ist nervös. Alle wissen: Je länger wie hier in der Blech-Schlange stehen, desto knapper wird es mit der Zeit. Um 15 Uhr geht es los, Christian hat bereits den zweiten Kampf des Tages. Und wir stehen im Stau. „Wir schaffen das!“ sagt Marc – „Zum Kampf sind wir rechtzeitig da!“. Endlich bewegt sich etwas. Die Uhr tickt unaufhörlich und gnadenlos runter. Es wird gerechnet – wie lange dauert der erste Kampf? Hoffentlich geht er über die Runden – dann haben wir eine Chance.
Als wir an der Halle ankommen, haben wir den Ausstieg bereits generalstabsbässig geplant, alle bis auf Marc steigen vor der Tür aus, Janek ist der wichtigste, der muss zu vorderst – „Geht rein! Ich mach das mit der Kasse! – 5 x Kombikarte für heute und morgen, die 3 ich, und einer kommt noch nach, der parkt das Auto“
Janik, Evim und Hasan stürmen in die Halle – Marc kommt nach und als wir in der Halle ankommen betritt Christian den gerade den Ring – Durchatmen, das war wirklich knapp!
Am Vortag hatte Christian bereits seinen Viertelfinalkampf für sich entschieden und stand nun im Halbfinale. Heute ist sein Gegner auf dem Papier deutlich stärker und hatte ein Freilos – über 60 Kämpfe, 2 Jahre älter, und er hat im Vorjahr noch in der höheren Gewichtsklasse (bis 52 kg) den U19 Titel gewonnen. Christian hat Probleme überhaupt an das Gewichtslimit von 49 kg heranzukommen, 21 Kämpfe – aber den im letzten Jahr den Titel bei den Junioren geholt. Mit einem Spaziergang ist also nicht zu rechnen.
Halbfinale
Als der Gong die erste Runde einläutet belauern sich beide Kontrahenten zunächst. Nach den ersten Aktionen ist es knapp. Beide Treffen – aber Christians Beine sind müde. Ihm fehlt die Spritzigkeit in den Beinen. Der Kampf am Vortag hat seine Spuren hinterlassen. Den eigentlichen Kampfplan kann er deshalb nicht umsetzen. Der Gegner ist Körperlich überlegen, Grösser und schwerer und spielt mit zunehmender Kampfdauer auch seinen Erfahrungsvorteil aus.
In der zweiten Runde wird der Kampf unübersichtlicher. Beide Klammern, es wird gezogen, gehalten und geschoben. Wer Verursacher ist, ist nicht immer klar, der Ringrichter macht jedoch Christian gegen Mitte der Runde dafür verantwortlich, dass beide Boxer mehrmals durch Gerangel auf dem Boden landen – und bestraft ihn mit einem Punktabzug. Damit ist klar: Nachdem Christian die erste Runde abgeben musste, kann er diesen Kampf nicht mehr nach Punkten gewinnen. Seine einzige Chance ist der Knockout. Das ist Christian natürlich bewusst und entsprechen Aggressiv geht er nun vor. Jeder Schlag kommt mit der vollen Wucht die ihm zur Verfügung steht. Der erfahrene Gegner weiss das er uneinholbar vorne liegt – und kann nun auch ganz anders agieren.
Die Zeit läuft gegen Christian – noch eine Unterbrechung, noch einmal trennt der Ringrichter die beiden, noch ein Versuch von Christian, doch dann kommt der Gong – der Gegner steht – und Christian weiss das er den Kampf verloren hat.
Tottraurig schaut er drein, als der Ringrichter wie erwartet die Hand des Gegners hebt. Heute war es nicht sein Tag. Doch Christian hat Bronze gewonnen. Es ist seine erste Teilnahme mit 16 bei der U19 DM – und bei seiner ersten Teilnahme an der Junioren DM wurde er auch dritter – um im Folgejahr dann Deutscher Meister zu werden. Heute war ihm sein Gegner dreimal so viele Kämpfe sowie physisch voraus. Das gilt es anzuerkennen. Doch auch Christian hat sich Respekt erarbeitet. Auch der Gegner gratuliert ihm zum Kampf und später kommen mehre Leute aus der Halle und beglückwünschen ihn zum Kampf.
Der Traum geht weiter
„Mit 16 hat man noch Träume“ – Nach einigen Minuten wird es auch Christian wirklich bewusst, das er noch jung ist. Jung genug um zu Träumen. Heute war es nur der erste Anlauf. Seine gesamte Zukunft als Boxer liegt noch vor ihm.
Nun geht es bald wieder in die Halle, dort wo kein Publikum ist, und keine Scheinwerfer, sondern das Geräusch von Springseilen die auf Hallenboden treffen, und Fäusten die auf Boxsäcke schlagen. Irgendwo dazwischen wird er die Stimme seines Vaters hören: „Gerade Boxen…Links rausgehen…Gut so!“ – Christian kann weiter Träumen!
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Ring Frei!
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